Wer gehört zur Kirche?

Ehrenamtlich Mitarbeitende sind das Rückgrat der Kirche. Es engagieren sich aber nicht wenige Menschen, ohne Mitglied der Kirche zu sein. Sie arbeiten mit, weil ihnen eine Sache oder ein Projekt am Herzen liegt. Fördervereine im ländlichen Raum oder auch das Engagement bei „Laib und Seele“ oder der „Tafel“ seien als Beispiele genannt. Mitreden und vor allem mitbestimmen können diese Menschen in der Kirchengemeinde, die der Träger der Aktivitäten ist bisher nicht. Dies ist in einer partizipativen Gesellschaft ein Unding. Einen zukunftsweisenden Beschluss hat die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 2021 gefasst. In Zukunft können in Ortskirchenräte, die nach dem Zusammengehen von mehreren Gemeinden gebildet werden, zwei stimmberechtigte Mitglieder berufen werden, die nicht der Kirche angehören.

Die Öffnung für mehr Partizipation von Nicht-Kirchenmitgliedern ist ein wichtiger, aber nur ein erster Schritt. Wichtig ist dazu auch sich der jungen Generation stärker zuzuwenden. Vor allem für junge Menschen in der Berufseinstiegsphase sind die finanziellen Aspekte der Kirchenmitgliedschaft zu oft der Anlass für eine Trennung von der Kirche. Nötig sind Veränderungen im Kirchensteuersystem, die die Plausibilität dieses Finanzierungssystems für die Aufgaben in der gemeindlichen Diakonie, der Bildung und der Verkündigung der Botschaft von der Liebe Gottes einsichtig machen – und dazu eine bescheidene Verwaltung sicherstellen. Daneben sollen aber auch Ideen für ergänzende Finanzierungsmodelle wie z.B. Fördervereine weiter in den Blick rücken.

„Wir wollen, dass viele Menschen dazugehören. Die evangelische Kirche ermöglicht auch Menschen aktive Teilhabe, die (noch) nicht Kirchenmitglied oder getauft sind.“ So beginnt der achte Leitsatz „Zugehörigkeit“ des Programmpapiers „Zwölf Leitsätze zur Zukunft einer aufgeschlossenen Kirche“, das die Synode der EKD im November 2020 beschlossen hat. Neue Wege sind nötig, Neugierige und Menschen auf dem Weg zum Glauben zu beteiligen und die Verbundenheit zu fördern.

Mehr Mitbestimmung für noch nicht getaufte Mitarbeitende und für Getaufte, die nicht Mitglied der Kirche sind, eine Flexibilisierung des Kirchensteuersystems mit einem besonderen Fokus auf Entlastung der jungen Generation sind nur zwei Wege, die Mitarbeit und die Mitgliedschaft in der Kirche zu verbessern. Das Rückgrat der Kirche sind die ehrenamtlich Mitarbeitenden. Überkommene Strukturen können engagierte Menschen nicht ersetzen.

von Irmgard Schwaetzer, 15. Juni. 2021

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